Irgendwann
in meiner Jugend las sich etwas über die Folter und Verfolgung
,
die in vielen Ländern der Welt bis heute weit verbreitet
ist. Das hat mich ziemlich schockiert und ich beschloß,
etwas dagegen zu tun und wurde Mitglied bei "amnesty
international". Die wirksamste Form der Menschenrechtsarbeit
ist das Schreiben von Briefen für politische Gefangene und
Folteropfer an die Regierungen und Behörden. Auch die
autoritärsten Regime sind beindruckt, wenn für Gefangene
viele Briefe aus aller Welt kommen.
Solche Briefe kann jeder schreiben, man sollte öfter mal auf
der
urgent action Seite von amnesty reingucken und sie am besten
abonieren: :
http://www.amnesty.de/urgent-actions-0
Mittlerweile kann man dort sogar emails per Mausklick generieren und
absenden.
Eine andere Menschenrechts-Organisation, die ich sehr
schätze, ist
Target
von Rüdiger Nehberg. "Sir Vival" Nehberg mittlerweile gestorben
und war ist leider fast nur als Überlebenskünstler und "Wurmfresser" bekannt,
obwohl
er den größten Teil seines Lebens dem Kampf für die
Menschenrechte gewidmet hat. Sein wichtigstes Anliegen ist
die
Abschaffung der Beschneidung von Mädchen, ein grausamer
Brauch,
der die Mädchen und Frauen für den Rest des
Lebens körperlich und seelisch verstümmelt. Seine Erfolge
hat
Nehberg seiner Arbeitsweise zu verdanken: Statt die
Menschen als
Europäer zu belehren, hat er wichtige Vertreter des Islam
vor Ort
gefunden, die sich für die Abschaffung dieses Brauchs
einsetzen,
der mit dem Islam gar nichts zu tun hat und wesentlich
älter ist.
Außerdem engagiert sich Target auch sehr für den Erhalt
der
Indio-Gemeinschaften in Südamerika.
Eine andere Art der Unterstützung ist die Patenschaft für
Kinder. Ich war einige Jahren Pate eines
(damals 16jährigen) Mädchens einer Bauern-Familie aus El Salvador. Leider mußte diese Patenschaft eingestellt
werden, weil die Arbeit vor Ort wegen der krininellen Banden dort zu
gefährlich wurde. Jetzt habe ich eine Patenschaft mit Kadiatu,-
einem Mädchen in Sierra Leone. Diese wird demnächst enden, da sie 18
wird.
Dies läuft über die Organisation Plan.
Hier
zahlt man im Monat 30 Euro, dieses Geld geht allerdings
nicht an
das Patenkind (das wäre sinnlos und würde nur Neid
schüren), sondern damit werden Projekte in der Region
finanziert,
die allen Kindern dort nützen. Der Pate bekommt aber
Briefkontakt
mit seinem Patenkind und kann ihm gelegentlich auch ein
kleines
Geschenk zukommen lassen. Damit hat die Hilfe für den
Paten ein Gesicht und eine Bindung und
das Kind bekommt Kontakt mit einem Menschen aus der großen
Welt.
Wer
sich für die Menschenrechte einsetzt, sollte sich darüber im klaren
sein, daß man zwar fordern muß, daß Menschenrechte weltweit und
universal gültig sind, ihr Verständnis aber durchaus kulturell abhängig
ist. Die Ansicht über die Menschenrechte hat sich in Europa am Beginn
der "Neuzeit" ausgebildet. In anderen Kulturen hat man von den Rechten
des Menschen bis heute andere Ansichten und bis zum späten Mittelalter
hätte man auch bei uns wenig Menschen gefunden, die mit den heutigen
Menschenrechten einverstanden gewesen wären.
Aber trotzdem muß man
auf der
allgemeinen Gültigkeit der
Menschenrechte bestehen, weil die Menschenrechtsarbeit
sonst ihren Sinn
verliert.
Diesen Widerspruch
mußte schon
einer der frühesten und
aktivsten Menschenrechtler erfahren: Der spanische
Bischof
Batholome de Las Casas (1484 - 1566). Er kam mit
der Konquista
nach Amerika und war zunächst selbst einer der
Eroberer. Durch ein
grausames Massaker an Indios schockiert, trat er den
Dominikanern bei,
stieg bis zum Bischof auf und widmete sich dem Schutz
der Indios.
Anfangs wollte er die Indios durchaus zum Christentum
bekehren
(allerdings auf sanfte und freiwillige Art) und deren
mit dem
Christentum unvereinbare Bräuche abschaffen.
In seinen späteren
Jahren
forderte er dann dazu auf, sich aus
Amerika zurückzuziehen und die Bräuche der Indios zu
achten
und ging sogar soweit, deren Menschenopfer (die
Azteken opferten auf
ihren Pyramiden sehr viele Menschen ihren Göttern) als
ihre Art
von Gottesdienst zu akzeptieren.
Hier zeigt sich der
Widerspruch, der
uns bis heute begleitet: Man kann
nicht die Tolerierung von Menschenrechtsverletzungen
mit
Menschenrechten begründen. Dieser Widerspruch
kommt daher,
daß sich die Menschenrechte auf den einzelnen Menschen
beziehen,
nicht auf eine Gruppe oder eine Kultur. So ist
Religionsfreiheit
die Freiheit des Einzelnen, sich zu einer
Religion zu bekennen
oder auch nicht, nicht aber die Freiheit einer
Glaubensgemeinschaft oder Kirche, ihre Religion
auszuüben.
Allerdings führt die Religionsfreinheit des Einzelnen
zur
Ausübung der Religion in der Gruppe, und andersherum
wird der
Einzelne durch die Gruppe geprägt.
Man muß sich
dieser Problematik
bewußt sein und danach die
geeigneten Mittel für die Durchsetzung der
Menschenrechte suchen.